Praxis für INPP - neuromotorische Entwicklungsförderung®

Zurück zu den Wurzeln 

Wahrnehmung

Unsere Hände

Wer den Blogeintrag über die Sprachentwicklung - "Hört genau hin" - gelesen hat, wird in diesem Beitrag wahrscheinlich einige Parallelen entdecken. Tatsächlich ist das Prinzip das gleiche: so wie Ihr und Eure Kinder mit Euren Ohren die Welt hören könnt, könnt Ihr sie mit Euren Händen ertasten. 

Die allerersten Tastversuche Eurer Kinder haben vermutlich mit dem Mund begonnen. Babys erkunden Gegenstände sehr gerne mit der Zunge und den Lippen, weil die Feinmotorik der Hände noch nicht so weit entwickelt ist. Diese Phase ist für die Wahrnehmungsentwicklung sehr wichtig! Sobald es mit dem Greifen immer besser klappt, übernehmen die Hände nach und nach die Erkundung. Nun geht die Entdeckerphase richtig los und die Welt kann auf ganz neue Weise erforscht werden! 

Das Essen, das Spielzeug, die Wiese, der Sand - alles kann und soll in die Hände genommen werden. Vor allem für kleine Kinder ist das natürlich sehr spannend. Beim Matschen und Erforschen reift gleichzeitig ihre Tastwahrnehmung, was wiederum die Entwicklung ihrer Feinmotorik unterstützt. Dabei lernen sie die Dinge um sich herum immer besser kennen. Was ist hart, weich oder rau? Was ist warm, kalt, nass oder trocken? Was fühlt sich gut an und was eher nicht? Mit Eurer Unterstützung lernen sie neue Wörter und Eigenschaften von Gegenständen in ihrer Umgebung. 

Unsere Hände sind ständig im Einsatz. Sobald wir etwas in die Hand nehmen, uns abstützen oder irgendwo drüber streichen fühlen wir ganz unbewusst. Nehmt Euch im Alltag mit Euren Kindern mal die Zeit, die Dinge bewusst wahrzunehmen - bewusst zu tasten und zu fühlen, und beschreibt, wie sich das anfühlt. Ihr helft Euren Kindern, ihre Wahrnehmung reifen zu lassen und neue Wörter zu lernen.  

Jeder auf seine Weise!

Es gibt Kinder, die würden sich am liebsten im Matsch eingraben, andere tasten sich ganz vorsichtig heran oder meiden es lieber bestimmte Dinge anzufassen. Das ist völlig in Ordnung - jedes Kind erkundet die Welt auf seine Weise. 
Manche Kinder - und auch Erwachsene - reagieren sensibler auf äußere Reize, als andere. Das bezieht sich auch auf die Tastwahrnehmung. 
Was der eine als angenehm empfindet, kann für jemand anderen unangenehm, sogar fast schmerzhaft sein. 
Wenn Eure Kinder also nicht so gerne matschen oder sich lieber vorsichtig an Dinge herantasten, hat das vermutlich gute Gründe. Trotzdem könnt Ihr sie dabei unterstützen, Ihre Welt zu erkunden. 

Im Alltag

Versucht schon Eure kleinen Kindern zu ermuntern, alleine zu essen. Das Essen darf und soll angefasst werden. Hier sammeln Eure Kinder bereits wertvolle Erfahrungen: Brot ist krümelig, Frischkäse schmiert, usw. Manche Kinder matschen am liebsten mit dem Essen, andere picken die Brotkrümel vielleicht vorsichtig auf. Aber jedes Kind sammelt seine eigenen Erfahrungen. 

Beim Kneten wird die Wahrnehmung der Hände ganz spielerisch aktiviert. Wenn Eure Kinder nicht so gerne kneten, versucht erst einmal nur mit einem einzelnen Finger Knetkügelchen zu zerdrücken oder nehmt Euch für den Anfang einen Gegenstand dazu, zum Beispiel ein Ausstechförmchen. Anstatt Knete könnt Ihr natürlich auch Pizza- oder Kuchenteig nehmen. Dann könnt Ihr Euch dazu noch auf das Endergebnis freuen! 

Spielen und Matschen im Sand ist ebenfalls eine tolle Wahrnehmungserfahrung. Da der Sand allerdings sehr körnig ist, ist es für die Hände ein starker Reiz - nicht jedes Kind spielt daher gerne im Sandkasten. Vielleicht möchten Eure Kinder lieber vor dem Sandkasten sitzen und mit der Schaufel spielen. Vielleicht gefällt ihnen aber auch weicherer Sand, zum Beispiel kinetischer Sand. Oder sie spielen lieber etwas anderes und meiden den Sandkasten - auch das ist völlig ok.  

Jedes Händewaschen ist eine kleine Massage. Wenn Eure Kinder die Hände noch nicht selber waschen können, könnt Ihr sie sanft massieren und ausstreichen, die Finger zählen und gleichzeitig die schäumende Seife und das fließende Wasser sehen und fühlen. Animiert Eure Kinder so früh wie möglich, alleine die Hände zu waschen. Egal wie schwierig das am Anfang noch ist, für die Wahrnehmung und die Feinmotorik der Hände sind das wertvolle Momente. Ihr könnt die Hände danach auch eincremen. Wenn Ihr die Hände Eurer Kinder massiert, achtet auf eine Rückmeldung oder fragt nach: manche mögen lieber einen leichten, manche lieber einen festeren Druck.  

Ertasten und Erraten

Um die Wahrnehmung der Hände gezielter zu fördern, könnt Ihr auch kleine Wahrnehmungsspiele spielen. 

Ihr könnt Euch zum Beispiel gegenseitig mit dem Finger Formen oder Buchstaben auf die Handinnenflächen oder den Handrücken malen. Einer malt, der andere rät. Fangt mit einfachen Formen an und werdet schwieriger. Oder Ihr tippt eine Stelle auf der Hand Eures Kindes an und Euer Kind soll dann zeigen, wo es berührt wurde. Hier könnt Ihr gleichzeitig überlegen, wie Eure Finger oder die Bereiche Eurer Hand heißen. Achtet auch hier auf den richtigen Druck - es soll nicht kitzeln oder als unangenehm empfunden werden. 

Wer noch eine kleine Spielidee sucht, um die Wahrnehmung der Hände zu fördern, kann sich ganz einfach ein Fühlmemory zusammensuchen. Nehmt euch einen Beutel und füllt ihn mit verschiedenen, jeweils doppelten Gegenständen: zwei Packungen Taschentücher, zwei Stifte, zwei Bälle, zwei Murmeln, usw. Dann darf man in den Beutel hineingreifen und versuchen, zwei gleiche Gegenstände zu finden. Je mehr Gegenstände ihr in den Beutel füllt und je ähnlicher sie sind, desto schwieriger wird es. Ihr könnt auch schon beim Ertasten der Dinge versuchen zu erraten, was Ihr in der Hand habt. Auch könnt Ihr mal mit beiden Händen fühlen, mal nur mit links und mal mit rechts. 

Anstatt Gegenstände von zuhause zu nehmen, könnt Ihr auch vorher gemeinsam im Garten, im Wald oder im Park nach Dingen suchen: Steine, Stöcke, Blätter, Kastanien - alles was ihr findet könnt Ihr in Euren Fühlbeutel werfen und gemeinsam ertasten. 

 

Also - nehmt die Dinge in die Hand! 

Viel Spaß!

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