Als Logopädin liegt mir die Sprachentwicklung und alles, was ein Kind dafür braucht, am Herzen. Eine Voraussetzung, um gut sprechen zu lernen, ist das Hören. Allerdings muss ein Kind nicht nur gut hören können, es muss das Gehörte auch gut im Gehirn verarbeiten: bei „Katze“ höre ich am Anfang ein lautiertes „k“. „k“ und „t“ klingen sehr ähnlich, sind aber doch verschieden. „Katze“ und „Tatze“ reimen sich. Gleichzeitig muss ich das Wort „Katze“ im Klassenzimmer verstehen können, obwohl gleichzeitig mein Mitschüler quasselt, ein Auto am Fenster vorbeifährt und mein Sitznachbar mit dem Etui raschelt – ich muss Geräusche filtern.
Die auditive Wahrnehmung bildet die Grundlage dafür, Sprachlaute zu erkennen, auseinanderzuhalten und selber beim Sprechen richtig einzusetzen. Im Schulalter ist es die Grundlage, um das korrekte Schreiben zu lernen: was für Laute höre ich bei „K-A-T-Z-E“? Welche Buchstaben muss ich nun in welcher Reihenfolge schreiben?
Ab dem Moment, in dem das Baby im Mutterleib Geräusche hören kann, beginnt die Entwicklung der auditiven Wahrnehmung. Es gibt Therapiespiele und unzählige Materialien, um Kinder mit auditiven Wahrnehmungsproblemen zu fördern.
Aber auch der Alltag hält viele Momente bereit, in dem Ihr Eure Kinder unterstützen könnt.
Pssst! Hörst du das?
Ganz banal und trotzdem sehr wertvoll – gemeinsames Lauschen! Seid im Alltag mal ganz leise und lauscht, was Ihr hören könnt! Sei es das Schlüsselgeräusch, wenn jemand die Tür hereinkommt, das Vogelgezwitscher vor dem Fenster, das Heizungsgeräusch, der Nachbar, der Rasen mäht, das Auto, das vorbeifährt – oder aber alles gleichzeitig!
Ihr helft Eurem Kind dabei, zu unterscheiden, was es alles hören kann, und sich auf unterschiedliche Geräusche zu konzentrieren. Den Fokus auf ein bestimmtes Geräusch zu legen ist gar nicht so einfach. In der Schule wird es aber gefordert: das Kind soll sich auf die Stimme des Lehrers oder der Lehrerin konzentrieren und alle Umgebungsgeräusche vernachlässigen!
Ihr könnt mit Euren Kindern auch versuchen zu erkennen, woher die Geräusche kommen. Der Vogel sitzt links oben im Baum, Papa schließt unten die Tür auf. Die Fähigkeit ein Geräusch zu lokalisieren ist vor allem im Straßenverkehr wichtig – das Auto kommt von links, hinter mir ist ein Fahrrad! Gleichzeitig bekommen Eure Kinder ein besseres Verständnis von Begriffen wie „oben“, „unten“, „links“, „rechts“, usw.
Das bedeutet, dass Ihr Eure Kinder gleichzeitig im Aufbau und der Erweiterung ihres Wortschatzes unterstützt.
Gemeinsames Lauschen ist im Alltag also immer wieder eine tolle Gelegenheit mit Euren Kindern die Welt zu erkunden und ist auch für uns als Erwachsene eine schöne Übung, den Alltagsstress einen kleinen Moment ruhen zu lassen!
Spiele für unterwegs
Lauschen könnt Ihr natürlich mit all Euren Kindern, egal wie alt sie sind. Es gibt viele einfache Wortspiele, die vor allem für Kinder im Vorschulalter oder Grundschulalter interessant sind. Im Auto, auf dem Weg zur Schule, beim Warten an der Ampel oder wann auch immer Ihr Zeit und Lust habt, probiert es mal aus!
Es geht darum, genau hinzuhören und mit Wörtern, Lauten und Buchstaben zu spielen, zu experimentieren und auch mal Quatsch zu machen. So werden viele Voraussetzungen, die Eure Kinder vor allem zum Schreiben benötigen, auf spielerische Weise geübt. Dabei sollen die Spiele Spaß machen. Wenn Ihr merkt, dass Euer Kind Schwierigkeiten hat, dürft Ihr ihm gerne helfen und gemeinsam nach neuen Wörtern suchen.
Reimen: Denkt Euch ein Wort aus und sucht im Wechsel Reimwörter. Das dürfen echte Wörter, aber auch Quatschwörter sein. Hauptsache es reimt sich. Wem fallen die meisten Wörter ein?
Robotersprache: "Pa --- pa --- gei" oder für die älteren Kinder "M -- a -- u -- s" - ? Was für ein Wort versteckt sich dahinter? Trennt die Wörter in Silben oder Laute (also "mmm" wie "Maus", nicht den Buchtstaben "M") und der andere soll versuchen es zu erraten.
Wörterschlangen: Denkt Euch ein Tier, ein Lebensmittel oder irgendein Wort aus. Euer Kind denkt sich dann ein neues Wort aus, das mit dem Endbuchstaben des vorherigen Wortes beginnt: Elefant - Tiger - Raupe - Esel, usw.
Nummernschilder raten: Wem gehört das Auto? Denkt Euch zu den Kennzeichen der Autos, die an Euch vorbeifahren, Namen aus, die mit den entsprechenden Buchstaben beginnen.
Eine Geschichte: Jeder sagt im Wechsel ein Wort, sodass Ihr Euch gemeinsam eine Geschichte ausdenkt. Ihr könnt die Geschichte auch aufschreiben und später nochmal lesen.
Es gibt noch viele weitere Ideen. Vielleicht fallen Euch selbst noch andere Spiele ein oder Ihr denkt Euch gemeinsam etwas aus.
Auf diese Weise könnt Ihr auf jeden Fall kurze oder längere Wartezeiten sinnvoll und fantasievoll überbrücken.
Für Kreative
Wer Lust auf ein bisschen mehr Vorbereitung hat, der kann sich mit einfachen Mitteln ein Geräuschememory basteln.
Ihr braucht ein paar kleine Dosen, zum Beispiel Filmdöschen, und verschiedene Dinge, um die Dosen zu befüllen - Nudeln, Reis, Murmeln, Münzen, Wattekügelchen, usw. In jeweils zwei Dosen kommt der selbe Inhalt.
Dann wird geraschelt! In welchen Dosen ist derselbe Inhalt? Wer bekommt das erste Pärchen? Könnt Ihr sogar erraten, wo sich die Nudeln befinden, und wo der Reis?
Auch kleinen Kindern macht das Rascheln Spaß. Hier könnt Ihr gemeinsam hören, dass sich manche Dosen anders anhören als andere. Was ist laut und was ist leise? Passt aber auf verschluckbare Teile auf.
Spitzt im Alltag mit Euren Kindern die Ohren.
Es gibt noch viel mehr Momente, in denen es etwas zu hören gibt.
Viel Spaß dabei!
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