Sobald Euer neugeborenes Baby seinen ersten Atemzug macht, bekommt sein Mund wichtige und lebensnotwendige Aufgaben.
Euer Baby schreit, um auf sich aufmerksam zu machen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es seine einzige Möglichkeit, seine Bedürfnisse zu äußern. Dazu braucht es seine Stimmbänder und seinen Mund, der sich zunächst weit öffnet. Im Verlauf der nächsten Wochen und Monate lernt Euer Baby mit Hilfe seiner Zunge und der Lippen verschiedene Geräusche und Laute zu erzeugen. Die Entwicklung der Mundmotorik ist in vollem Gange und ermöglicht Eurem Kind nach und nach das Sprechen zu lernen. Am Anfang ist es noch schwierig, gezielte Laute zu bilden und die Worte sind sehr undeutlich. Mit der Zeit gelingt es Eurem Kind, auch schwierigere Laute zu bilden und ihr könnt es immer besser verstehen.
Außerdem hat der Mund die lebenswichtige Aufgabe der Nahrungsaufnahme. Direkt nach der Geburt helfen der sogenannte Such- und der Saugreflex Eurem Baby beim Trinken. Die Reflexe sind in den ersten Lebenstagen besonders stark ausgeprägt und helfen dem Neugeborenen, die Brust der Mutter zu finden, zu saugen und die Milch zu schlucken. Dabei stößt die Zunge nach vorne und die Lippen saugen kräftig. Dieser Zungenstoß verschwindet nach einigen Monaten, sodass das Essen mit einem Löffel mit Einführung der Beikost immer besser klappt. Der Saugreflex sollte dann nicht mehr auslösbar sein. Euer Baby lernt nun auch festere Nahrung zu kauen, die ersten Zähne sind da und die Lippen- und Kiefermuskulatur arbeiten kräftig mit und reifen.
Eine auffällige Mundmotorik
Es gibt viele Gründe, warum sich die Mundmotorik bei manchen Kindern nicht richtig entwickeln kann.
Es kann damit zusammenhängen, dass der Saugreflex sich nicht richtig entwickeln konnte oder nicht zum richtigen Zeitpunkt integriert wurde. Bei Babys, die direkt nach der Geburt beatmet oder künstlich ernährt wurden, kann das zum Beispiel der Fall sein, weil das Saugbedürfnis in der Phase, wo es am stärksten war, nicht befriedigt werden konnte. Es kann aber auch andere Gründe geben - zum Beispiel eine schwere oder eine zu frühe Geburt - die verursachen, dass der Saugreflex sich nicht richtig entwickelt.
Aber auch das Persistieren anderer Reflexe kann Einfluss auf die Entwicklung der Mundmotorik nehmen. Ein Tonischer Labyrinthreflex rückwärts zum Beispiel kann dafür verantwortlich sein, dass der Zungenstoß sich nicht zurückentwickelt. Das erschwert das Essenlernen oder das Erlernen bestimmter Sprachlaute. Der Tonische Labyrinthreflex vorwärts wiederum hängt mit einer eher schlaffen Körperspannung zusammen. Auch das erschwert das Erlernen bestimmter Laute, zum Beispiel der Zischlaute (s, sch). Betroffene Kinder haben zum Beispiel häufig den Mund geöffnet und die Zunge liegt auf dem Mundboden oder auf den unteren Zähnen.
Es gibt noch viele weitere Ursachen. Häufige Erkrankungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich können verursachen, dass das Kind sich eine Mundatmung angewöhnt und die Muskulatur sich so nicht richtig entwickeln kann. Blockaden oder Fehlstellungen der Wirbelsäule, vor allem in der Halswirbelsäule, können die Entwicklung der Mundmotorik negativ beeinflussen. Verschiedene genetisch bedingte Krankheiten und Syndrome können ebenfalls damit zusammenhängen, sowie das übermäßige Nuckeln an Schnuller, Daumen oder der Flasche.
Ein paar Anregungen
Es kann immer sein, dass ein Baby mit kleinen oder größeren Startschwierigkeiten auf die Welt kommt. Gerade dann ist es wichtig, das Baby in seiner Entwicklung bestmöglich zu unterstützen.
Stillen befriedigt das Saugbedürfnis, sowie das Bedürfnis nach körperliche Nähe am allerbesten und ist super für die Entwicklung der Mundmotorik. Manchmal klappt es aber leider nicht so, wie man es sich vorstellt. Versucht es in jedem Fall und sucht Euch bei Schwierigkeiten Unterstützung von Eurer Hebamme oder einer Stillberatung. Sollte das Stillen allein nicht ausreichen, könnt Ihr zufüttern und Euer Baby zumindest kurz anlegen. So wird es satt und Ihr könnt im kleineren Rahmen die Vorteile des Stillens nutzen.
Auf Biegen und Brechen zu stillen ist aber vermutlich auf lange Sicht nicht sinnvoll und stresst Euch und Euer Baby. Abzustillen kann dann eine große Erleichterung mit sich bringen. Ihr könnt die Entwicklung der Mundmotorik Eures Baby dennoch auf andere Weise unterstützen!
Das Liegen in der Rücken- und in der Bauchlage ist, so wie das Stillen, in mehrerlei Hinsicht wichtig und gut für die Entwicklung Eures Babys. Wichtig ist, dass Ihr es vor allem in den ersten Wochen und Monaten möglichst wenig in Kindersitze, Wippen oder ähnliches setzt, da die Körperhaltung hier sehr eingeengt ist. Nur auf flachem Untergrund kann Euer Baby frei strampeln und sich bewegen, so dass sich die Muskulatur und auch die Reflexe gut entwickeln können . Diese Grundlagen braucht Euer Baby wiederum für die Entwicklung seiner Mundmuskulatur. Animiert es in dieser Haltung durch Geräusche oder Spielzeuge seinen Kopf zu heben und zu halten, sich umzuschauen und regt auf diese Weise sein Interesse an der Umgebung an. Vor allem das Training der Nackenmuskulatur ist für die Entwicklung der Mundmotorik sehr wichtig.
Die sogenannte orale Phase ist für Euer Baby und seine Mundmotorik sehr wichtig. Am Anfang sind die Hände noch klein und unbeholfen. Mit dem Mund kann Euer Baby seine Umwelt jedoch auch jetzt schon wunderbar erforschen. Es nimmt alles in den Mund und sammelt auf diese Weise erste Erfahrungen: Wie fühlt sich das an? Was ist hart und was ist weich? Was ist rund und was ist eckig? Die Neugierde und das Wissen wachsen, die Wahrnehmung von Lippen und Zunge reift. Passt natürlich auf, dass Euer Baby nichts Gefährliches in den Mund nimmt. Ansonsten gebt ihm viele Gelegenheiten zum Erforschen!
Der Schnuller kann im Alltag große Abhilfe schaffen! Viele Eltern möchten es ohne schaffen, aber bevor Euer Kind sich das Daumen lutschen angewöhnt, ist es oft sinnvoll, doch den Schnuller anzubieten. Dieser kann leichter in der Tasche und aus dem Blickfeld verschwinden und somit später oft besser abgewöhnt werden als der Daumen.
Der Schnuller ist eine Erleichterung und kann sowohl für das Kind, als auch für die Eltern große Entspannung bedeuten. Aber es soll nicht als Selbstverständlichkeit betrachtet werden, als etwas, dass zu dem Kind dazugehört, wie seine Kleidung. Gebt den Schnuller so viel wie unbedingt nötig, aber gleichzeitig so wenig wie möglich. Denn je länger Euer Kind den Schnuller im Mund hat, desto mehr Einfluss nimmt er auf die Kiefer- und Zahnstellung, sowie das Schluckmuster. Zahnfehlstellungen oder falsche Schluckmuster können die Folgen sein, was irgendwann zu Ausspracheproblemen führen kann oder eine Kieferorthopädische Behandlung notwendig macht.
Gleiches gilt für das Trinken aus der Flasche. Kleine Babys können natürlich noch nicht aus dem Becher trinken und bekommen ihre Milch, solltet ihr nicht stillen oder schon abgestillt haben, aus dem Fläschchen. Mit Beginn der Beikost könnt ihr anfangen, Eurem Baby kleine Mengen Wasser im Becher anzubieten. Das ist am Anfang noch sehr schwierig und sorgt für viel nasse Kleidung. Aber mit der Zeit wird es leichter. Wichtig ist, dass Euer Kind das Fläschchen nicht zum "dauernuckeln" bekommt. Das ist zum einen schlecht, wegen des Zuckeranteils in der Milch und stellt ein Kariesrisiko für die kleinen Zähne dar. Zum anderen kann sich das Saugen an der Flasche, ähnlich wie beim Schnuller, irgendwann negativ auf die Zahnstellung auswirken.
Wenn Ihr Euch unsicher seid oder Ihr das Gefühl habt, dass Euer Kind zum Beispiel eine schlaffe Mundmuskulatur hat, viel durch den Mund atmet oder undeutlich spricht, sprecht Euren Kinderarzt an. Je nachdem wie alt Euer Kind ist kann zum Beispiel eine osteopathische, logopädische oder neuromotorische Behandlung sinnvoll sein.
Bald schreibe ich Euch einen Beitrag mit kleinen Spielideen für Euren Alltag, mit Hilfe derer Ihr die Entwicklung der Mundmotorik Eurer Kinder zusätzlich unterstützen könnt.
Ihr könnt mir auch gerne schreiben, wenn Ihr weitere Fragen habt.
Ich freue mich, von Euch zu lesen!
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