Praxis für INPP - neuromotorische Entwicklungsförderung®

Neuromotorische Unreife

Was ist eine neuromotorische Unreife und wie kann sich 
diese äußern? Wie kann es überhaupt dazu kommen? 

Was ist eine Neuromotorische Unreife?

Durch unterschiedlichste Ursachen kann es dazu kommen, dass die frühkindlichen Reflexe und die posturalen Reflexe sich nicht richtig ausreifen oder aber nicht zum richtigen Zeitpunkt integriert werden, also "persistieren". Sie haben dann über ihre eigentliche Waltezeit hinaus Einfluss auf die kindliche Entwicklung und können diese negativ beeinflussen. Man spricht dann von einer neuromotorischen Unreife

Diese kann sich ganz unterschiedlich äußern – vor allem aber fällt auf, dass Betroffene bereits bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben an ihre Grenzen stoßen und vermeintlich einfache Aufgaben ihre volle Energie kosten. Es kann zu motorischen Auffälligkeiten, Wahrnehmungsproblemen, Angst- und Unruhezuständen kommen, die nach außen hin nicht nachvollziehbar sind. Der Schulalltag wird zur Belastungsprobe, Lernprobleme können die Folge sein.

Wie kann sich eine neuromotorische Unreife äußern 
und wie hängt das mit den Reflexen zusammen? 

Auf der Startseite habe ich Euch schon Stichpunkte beschrieben, wie eine neuromotorische Unreife aussehen kann. Ich möchte Euch nun einige Beispiele dafür nennen, wie sich eine neuromotorische Unreife auf die Entwicklung eines Kindes auswirken kann. 

Schreiben

Schaut das Kind z.B. beim Schreiben nach rechts, bewirkt ein persistierender Asymmetrisch Tonischer Nackenreflex (ATNR) eine Streckung des rechten Arms. Diese Streckung muss nicht stark sein, kann das Schreiben mit der rechten Hand in dem Moment aber stören. Die Schrift kann dann nach rechts hin größer oder undeutlicher werden. 

Manche Kinder setzen sich direkt mit dem Oberkörper gedreht vor den Tisch. So umgehen sie unbewusst die Probleme, die der ATNR bewirkt. 

Die Feinmotorik kann sich zum Beispiel bei einem persistierenden Greifreflex nicht richtig entwickeln. Dann hat das Kind z.B. Schwierigkeiten einen Stift zu halten und das Malen und Schreiben zu lernen. Es drückt vielleicht zu fest auf oder hält den Stift zu locker in der Hand. Die Hand kann verkrampfen, das Schreiben wird anstrengend und lästig. 

Lesen

Gleichzeitig kann ein persistierender ATNR das Lesen erschweren, da er die fließenden Augenbewegungen erschwert. In dem Moment, in dem die lesenden Augen die Körpermitte überkreuzen kann es zu kleinen Sprüngen der Augenmuskulatur kommen. Das Kind verliert unter Umständen die Zeile oder das Wort, das es gerade lesen konnte. 

Sowie es auch beim Schreiben zu spiegelverkehrten Buchstaben und Zahlen kommen kann, kann genau dies auch das Lesen erschweren. Buchstaben können nicht genau erkannt werden, was das Lesen und Verstehen von Wörtern deutlich erschwert. 

Der Mororeflex kann bedingen, dass kleine visuelle Reize - also zum Beispiel ein anderes Wort - ein Bild auf der zu lesenden Seite oder der Lehrer, der gerade am Kind vorbeigeht, die Aufmerksamkeit des Kindes auf sich lenken. Es ist abgelenkt und unkonzentriert, verrutscht in der Zeile - das Lesen ist eine große Herausforderung.  

Rechts und Links

Das Verständnis von rechts und links entwickelt sich auch mithilfe eines gut entwickelten ATNRs. Ein noch persistierender ATNR jedoch kann die rechts- links- Unterscheidung erschweren. Ein betroffenes Kind hat dann zum Beispiel noch keine festgelegte Schreibhand; es kann rechts und links noch nicht gut auseinander-halten und schreibt Buchstaben oder Zahlen spiegelverkehrt. Das erschwert das Lesen und Schreiben, sowie das Rechnen.  

 

Körperhaltung

Der Tonische Labyrinthreflex (TLR) hat einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Körperspannung. Er hilft dem Baby zum Beispiel eine aufrechte Körperhaltung einzunehmen. Wenn dieser Reflex nicht richtig ausgereift ist, oder aber über seine eigentliche Waltezeit hinaus persistiert, kann das betroffene Kind zum Beispiel eine eher schlaffe oder genau gegenteilig eine überhöhte Körperspannung zeigen. Das zeigt sich auch in der Sitzhaltung. Manche Kinder wirken auf ihrem Stuhl eher schlapp und sacken schnell zusammen, andere wirken eher steif und überstreckt.  

Konzentrationsprobleme

Ein persistierender Mororeflex kann dafür verantwortlich sein, dass bereits kleine Reize die Aufmerksamkeit des Kindes auf sich ziehen. 

Im Klassenzimmer kann das Kind dann schnell abgelenkt sein: die tickende Uhr, andere Kinder, die sich unterhalten, ein Stift, der auf den Boden fällt, ein vorbeifahrendes Auto, das durch das Fenster gehört oder gesehen werden kann, die Sonne, die durch das Fenster scheint, usw. 

Sich bei den ganzen ablenkenden Faktoren auf das Klassengeschehen zu konzentrieren, ist für das betroffene Kind sehr anstrengend. Es ist am Ende des Tages vermutlich sehr erschöpft! 

Verhaltensauffällig

Der Mororeflex kann aber auch bewirken, dass das Kind sehr schreckhaft ist. Es reagiert zum Beispiel heftig auf plötzliche Geräusche oder auf Berührungen. Wenn es im Treppenhaus aus Versehen von einem Mitschüler angerempelt wird, kann das regelrecht aggressives Verhalten bei dem betroffenen Kind auslösen. 

Die sogenannte Furcht-Lähmungsreaktion bewirkt in ähnlichen Situationen, dass sich das Kind stark zurückzieht, verängstigt und schüchtern wirkt

 

Tollpatsch

Persistieren ein oder mehrere Reflexe, beeinflusst dies fortlaufend die Motorik des betroffenen Kindes. Komplexe Bewegungsabläufe, wie das Krabbeln und Laufen oder später das Fahrrad fahren oder Schwimmen, einen Ball fangen, tanzen usw. werden dadurch erschwert. Das Kind wirkt vielleicht tollpatschig und ungeschickt

Dadurch, dass sich auch die Körper- und Raumwahrnehmung nicht voll entwickeln können, kann es sein, dass das betroffene Kind ständig gegen Tischkanten oder andere Vorsprünge läuft und sich auch nach längerer Zeit noch schlecht in bekannten Räumen und Einrichtungen orientieren kann. 

Sprachentwicklung

Hat das Kind zum Beispiel durch einen persistierenden TLR eine auffällige Körperspannung, kann das gleichzeitig auch die Mundmotorik beeinflussen. Betroffene Kinder haben dann häufig den Mund geöffnet, die Zunge bewegt sich eher vorne im Mund und drückt gegen die Zähne, was zu Zahnfehlstellungen führen kann. Durch die Mundmotorik-Probleme ist häufig die Aussprache undeutlich

Auch ein persistierender Mororeflex kann die Sprachentwicklung negativ beeinflussen. Dem Kind gelingt es unter Umständen nur schlecht, Hintergrundgeräusche von gesprochener Sprache zu unterscheiden. Es lernt dann nur schwer, Sprachlaute genau zu differenzieren, was sich als Ausspracheprobleme zeigen kann. 

Das waren einige Beispiele dazu, wie sich eine neuromotorische Unreife äußern kann. Es gibt noch deutlich mehr Erscheinungsbilder. Meldet Euch gerne bei mir, wenn Ihr mehr dazu erfahren möchtet. 

Grundsätzlich muss ein Eingreifen, zum Beispiel. mit der INPP-Methode, nicht immer notwendig sein. Viele Kinder lernen mit ihren kleinen oder größeren Stolpersteinen umzugehen - der Körper fängt schon früh an zu kompensieren. Wenn es aber einen großen oder größer werdenden Leidensdruck gibt, Lernprobleme, Ängste und Sorgen - sowohl von Seiten Eurer Kinder, als auch von Eurer Seite her, ist die Suche nach Ursachen und Lösungen sinnvoll. 

Was sind Ursachen einer neuromotorischen Unreife? 

Die Ursachen können sehr vielfältig sein und nicht immer ist es möglich, genau herauszufinden, woher bestimmte Schwierigkeiten kommen. 

Ich möchte Euch einige Beispiele nennen. Gleichzeitig muss aber nicht jeder Faktor eine neuromotorische Unreife nach sich ziehen!

In der Schwangerschaft können äußere Reize Einfluss auf die Entwicklung der frühkindlichen Reflexe des Fötus nehmen: Emotionaler oder körperlicher Stress, starke Bettruhe der Mutter, die Einnahme von Medikamenten, Alkohol und Drogen, Unfälle usw. können die Entwicklung verzögern und damit stören. 

Die natürliche Geburt ist für die Ausreifung der Reflexe sehr wichtig. Eine besonders schnelle oder schwere Geburt, genauso wie ein Kaiserschnitt oder Komplikationen während der Geburt können daher auch einen negativen Einfluss auf die weitere Entwicklung haben. 

Blockaden in der Wirbelsäule, die zum Beispiel durch die Geburt entstanden sind, Fieberkrämpfe in den ersten Lebensmonaten, Bewegungsarmut, Unfälle und andere traumatische Erlebnisse sind einige Beispiele dafür, wie auch nach der Geburt die neuromotorische Entwicklung beeinflusst werden kann. 

Wie geht es weiter? 

Wenn Ihr wissen möchtet, wie das Programm aufgebaut ist, könnt Ihr Euch den Ablauf hier genauer durchlesen.

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